Das Jahr 2018 war ein weiteres erfolgreiches Jahr für die Schunk Group. „Wir sind profitabel gewachsen und haben unseren Umsatz um 7,4 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro gesteigert,“ sagt Dr. Arno Roth, Vorsitzender der Unternehmensleitung der Schunk Group.
Damit ist die Schunk Group doppelt so schnell gewachsen wie die Weltwirtschaft, die um 3,7 Prozent zulegte. Der Gewinn war ebenfalls zufriedenstellend, wodurch die Eigenkapitalquote auf 67,1 Prozent gestiegen ist und somit die finanzielle Stabilität von Schunk noch weiter verbessert wird.
Wachstum in allen Divisions
Alle Divisions sind gewachsen. Regional betrachtet war das absolute Wachstum in Deutschland am stärksten, aber auch im strategischen Wachstumsmarkt Asien hat die Schunk Group deutlich zugelegt und somit ihre globale Präsenz weiter ausgebaut.
„Wir hatten ein tolles Wachstum, trotz der Tatsache, dass wichtige Märkte geschwächelt haben“, bringt Dr. Roth den Blick auf die Marktentwicklung auf den Punkt. So ist beispielsweise die weltweite Autoproduktion zurückgegangen. „Insofern zahlen sich die fortdauernde Stärkung unseres Vertriebs und unsere starke Kundenorientierung aus. Daneben konnten wir durch innovative Produkte wie beispielsweise das Schunk Smart Charging System Umsatzsteigerungen erreichen“, so Dr. Roth weiter.
Kräftige Investitionen für die Zukunft
Dank ihrer finanziellen Stabilität konnte die Schunk Group im abgelaufenen Geschäftsjahr kräftig investieren: 100 Millionen Euro kamen unter anderem Neubauten an den Standorten Bordeaux, Helmond, Heuchelheim, Wettenberg und Reiskirchen-Lindenstruth zugute.
Um das herausfordernde Wachstum zu erreichen, hat die Schunk Group 2018 mehr Personal eingestellt, so dass die Zahl der Beschäftigten auf insgesamt 8.580 weltweit gewachsen ist. „Unser guter Umsatz 2018 ist der gemeinsame Erfolg aller Beschäftigten“, so Dr. Roth. „Deshalb beteiligt die Schunk Group auch für das Jahr 2018 die Beschäftigten am Gewinn.“ Insgesamt wird die Gewinnbeteiligung für 2018 rund 25 Millionen Euro betragen. Daraus ergibt sich – je nach Standort und Dauer der Unternehmenszugehörigkeit – ein beachtlicher Betrag von bis zu 6.000 Euro pro Person als Beteiligung am Unternehmensgewinn.
Seit Ende 2018 verlangsamtes Wachstum
Allerdings hat sich schon zum Ende von 2018 angekündigt, dass sich das Wachstum verlangsamen wird. „Besonders die für uns wichtigen Märkte Automotive und Halbleiter haben sich deutlich abgekühlt, und das hat sich bislang auch 2019 so fortgesetzt“, fasst Dr. Roth zusammen. Hier sei es von Vorteil, dass Schunk breit aufgestellt sei und dank seiner Innovationen unabhängiger vom Automotive-Markt und insbesondere vom Verbrennungsmotor werde.
Erweiterung des Portfolios: Einstieg in den Photonik-Markt
Besonders wichtig war im Jahr 2018 die Beteiligung der Schunk Group an OptoTech. OptoTech produziert und vertreibt Maschinen, Serviceleistungen, Messtechnik und Beschichtungsanlagen sowie Software, Ersatzteile und Verbrauchsgüter für die optische Industrie. Das Unternehmen ist weltweit aktiv und hat rund 250 Beschäftigte. „OptoTech ist ein technologisch sehr interessantes Unternehmen“, erläutert Dr. Roth die Gründe für die Beteiligung. „Als einer der technologischen und verfahrenstechnischen Weltmarktführer für Optikmaschinen passt es daher gut zum Technologiekonzern Schunk. Durch die Beteiligung stellt sich Schunk strategisch breiter auf, erhält Zugang zum Wachstumsmarkt Photonik und verringert seine Abhängigkeit von der Automobilindustrie.“
Breiter aufgestellt hat sich die Schunk Group auch im nordamerikanischen Umweltsimulationsmarkt. Mit dem Kauf von Cincinnati Sub Zero – der größten Akquisition in der Geschichte der Schunk Group – ist die Division Weiss Technik dort von der Nummer vier zur Nummer eins aufgestiegen und kommt nun auf einen Marktanteil von rund 25 Prozent.
„Auch in unserem bestehenden Geschäft bauen wir unsere Technologieführerschaft weiter aus und überführen unser technologisches Know-how in neue Produkte“, so Dr. Roth weiter. Hier sei Weiss Technik auf dem Gebiet der Kältetechnologie ein bahnbrechender Erfolg gelungen.
Weiss Technik entwickelt Ersatz für „Klima-Killer“
Nahezu alle technischen Produkte werden vor Markteinführung auf Herz und Nieren getestet. Das ist besonders dann wichtig, wenn es sich um sicherheitsrelevante Produkte handelt. Wer zum Beispiel mit einem Flugzeug abhebt, möchte sicher sein, dass dessen Bauteile auch in 10.000 Meter Höhe einer Außentemperatur von minus 60 Grad standhalten.
Also werden alle Teile akribisch getestet. Und zwar in speziellen industriellen Klimaprüfschränken, wie sie Weiss Technik herstellt. Hier ergibt sich jedoch ein Problem: Denn die für Temperaturschockprüfungen notwendigen extrem tiefen Temperaturen von bis zu minus 70 Grad lassen sich nur mit einem einzigen Hochleistungskältemittel stabil erreichen. Dieses sogenannte R23 ist jedoch ausgesprochen klimaschädlich. Gelangt es in die Atmosphäre – was trotz aller Vorkehrungen nicht auszuschließen ist – ist es ein 15.000mal stärkeres Treibhausgas als CO2 und ist damit ein echter Klima-Killer. Deshalb hat die EU reagiert und die Verwendung von R23 nur als Ausnahme zugelassen und mit einer strengen degressiven Quotenregelung belegt, die schon jetzt für Versorgungsengpässe sorgt. Daher ist absehbar, dass R23 bald nicht mehr als Kältemittel zur Verfügung steht. Wie aber dann die Flugzeugbauteile testen?
Die Lösung kommt nicht etwa von einem Chemieunternehmen, sondern von Weiss Technik. Denn die Ingenieure des Umweltsimulationsanbieters haben in siebenjähriger Forschungsarbeit gemeinsam mit Partnern aus Chemieindustrie und Wissenschaft einen Ersatz entwickelt. Das neue Kältemittel WT69 hat die gleichen Eigenschaften wie R23, ist aber um 90 Prozent weniger klimaschädlich. So kann sichergestellt werden, dass auch nach dem endgültigen Aus für R23 notwendige Produkttests durchgeführt werden können – und auch für Großkälteanlagen der Chemieindustrie oder für Blutbanken stellt WT69 eine klimaverträglichere Alternative zu R23 dar.
Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Zukunft des Verbrennungsmotors setzt Schunk zudem verstärkt auf das Thema Elektromobilität, wie eine Reihe bereits erfolgreicher oder erfolgversprechender Innovationen belegt.
Wind- und Sonnenstrom speichern
Den Strom aus Wind und Sonne speichern – das ist noch immer der fehlende Baustein der Energiewende. Denn bei viel Wind und viel Sonne wird oft mehr Strom produziert, als in die Stromnetze eingespeist werden kann. Auch für die Elektromobilität fehlt in vielen Regionen die Anschlussleistung im Stromnetz, um zeitgleiches Schnellladen von Elektrofahrzeugen zu ermöglichen. Was fehlt sind Pufferspeicher, die den Strom jederzeit verfügbar machen – auch nachts bei Windstille. Schunk ist mit der CMBlu Energy AG aus Alzenau eine Kooperation zur Entwicklung und Produktion von Elektroden für große Stromspeicher eingegangen, die das möglich machen sollen.
Diese Stromspeicher sind günstig und beliebig skalierbar. Sie arbeiten nach dem Prinzip von konventionellen Redox-Flow-Batterien, bei denen Flüssigkeiten mit gelösten Elektrolyten den Strom speichern beziehungsweise abgegeben. CMBlu verwendet Elektrolyte aus organischen Stoffen und nennt seine Batterien daher „Organic-Flow-Batterien“. Der Clou: Die organischen Elektrolyte werden aus Lignin gewonnen, das in jeder Pflanze mit Struktur, wie zum Beispiel Holz, enthalten ist. In der Papier- und Zellstoffindustrie fallen Millionen Tonnen Lignin als Abfallprodukt an. Dafür gab es bislang keine Verwertungsmöglichkeit, das Lignin wurde größtenteils verbrannt.
Eine Organic-Flow-Batterie besteht im Wesentlichen aus zwei Tanks, aus denen die Elektrolyte in einen Energiewandler gepumpt werden. Dort überströmt die Elektrolytlösung Graphitelektroden, die von Schunk entwickelt und hergestellt werden. Durch eine elektrochemische Reaktion wird Strom im Elektrolyt gespeichert und kann bei Bedarf wieder zurück ins Stromnetz gespeist werden.
Die Organic-Flow-Technologie bietet viele Vorteile gegenüber Lithium-Ionen-Batterien: Die Kosten sind niedrig, die Verfügbarkeit der Ressourcen und die Betriebssicherheit hingegen hoch. Besonders geeignet sind Organic-Flow-Batterien für stationäre Anwendungen im Stromnetz – zum Beispiel als Stromspeicher für E-Auto-Tankstellen.
Weltweit 1.000 Ladesysteme für Elektrobusse im Einsatz
Was 2014 beim unternehmensinternen Innovationswettbewerb seinen Anfang genommen hat, ist mittlerweile für Schunk ein Vorzeigeprodukt für die Elektromobilität. Denn kürzlich hat der Technologiekonzern den 1.000sten Dachladestromabnehmer für Elektrobusse ausgeliefert. Mit Schunk Smart Charging lassen sich Elektrobusse einfach und schnell über einen Stromkontakt auf dem Dach aufladen. Das System ist weltweit im Einsatz, allein zwischen Amsterdam und dem Flughafen Schiphol fahren damit 100 Busse, weitere sind unter anderem in Krakau, Moskau, Eindhoven, Köln und bald auch in Brüssel oder Oslo unterwegs.
Elektroautos automatisch laden
Aus dem Erfolg mit Smart Charging haben die Ingenieure von Schunk eine weitere Idee abgeleitet: Das Elektroauto fährt autonom zur E-Tankstelle und wird automatisch von unten beladen – so könnte die Zukunft der Ladestationen aussehen. Mit dem Underbody Charger hat Schunk einen Prototypen der E-Tankstelle der Zukunft entwickelt, die das autonome Laden verschiedener Fahrzeugtypen in nur wenigen Sekunden effizient, sicher und komfortabel erlaubt. Möglich machen dies eine in der Fahrbahn versenkbare Ladestation, das im Fahrzeugboden verbaute Andockmodul sowie die extrem hohe Leistungsübertragung von bis zu einem Megawatt. So können automatische Ladevorgänge selbst bei vollständig entleerten Batterien auf wenige Minuten verkürzt und einfach in den alltäglichen Gebrauch der Fahrzeuge integriert werden. Ideal ist der Underbody Charger auch für autonome Fahrzeuge – in dieser Kombination muss man sich zukünftig weder über das Fahren noch über das Aufladen Gedanken machen, denn das Fahrzeug kann sich völlig selbstständig aufladen.